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Breithorn

Breithorn 4.164 m

Das Breithorn, mit einer Höhe von 4.164 m und seiner reichlich 2 km ausladenden Nordwand (im Bild oben die NW-Flanke) steht als mächtigster Eisklotz über dem Talschluss von Zermatt, im Schweizer Kanton Wallis. Schon weit unten vom Mattertal kann dieser markante Berg, im Gegensatz zum berühmt – berüchtigten Matterhorn, gesehen werden. Seinem Ruf, als einem der technisch einfach zu besteigenden 4.000-er, sowie als einem der schönsten Aussichtsberge der Alpen waren auch wir, Siegfried und Volker, schon vor seinem Anblick erlegen gewesen. Die Reise zum Zermatt-Marathon war Anlass genug einen Aufstieg in Angriff zu nehmen.

Breithorn

Das Matterhorn, der Welt schönster Berg ?

Breithorn

das Kleine Matterhorn rechts, das Breithorn links, aus Seilbahnsicht

30. Juni, 5.00 Uhr, das Handy brüllt unbarmherzig seine Weckmelodie in mein Ohr. Umdrehen und weiterschlafen wäre mir jetzt lieber. Eines der Biere des Vorabends war wohl schlecht gewesen. Aber dann rückt der Berg ins noch halbschlafende Bewusstsein und ich schäle mich aus dem Schlafsack und dem Zelt hinaus in empfindliche Kühle, aber einen wunderschönen Sonnenaufgang hinein. Kaltes Duschwasser ist furchtbar, erfüllt aber seinen Zweck. Siegfried, seines Zeichens mein Schwiegervater und heutiger Berggefährte tapst ebenso verschlafen durch die Gegend. Wenig später summt der Kocher und starker Kaffee kann bald unsere Lebensgeister richtig wachtrommeln. Die Frauen können sich richtig ausschlafen, verpassen aber den Blick auf die von der Morgensonne gestreichelten Gipfel, die in blendendem Weiß zu uns herunterleuchten. Wir packen unsere Rucksäcke und kurz darauf sitzen wir im ersten Postbus, der uns zum Bahnhof von Sankt Niklaus bringt. Schweizerisch perfekt fährt mit unserer dortigen Ankunft der Zug nach Zermatt ein. Warum schafft unser heimisches Bahnunternehmen eine solche Präzision eigentlich so selten? Aus einem Panoramaabteil heraus bewundern wir schon bald die hohen Gipfel. 38 von ihnen erreichen allein auf diesem Fleckchen Erde eine Höhe von mehr als 4.000 Metern. Auch einige Steinböcke sind auf einem steilen Wiesenfleck friedlich grasend zu sehen. Die gemütliche Gipfelschau ist schnell vorbei, als der Bahnhof Zermatt uns ausspuckt. Per Pedes geht es zur Seilbahnstation. Kaum zu glauben, wir treffen bereits die ersten Touristen aus dem Land der aufgehenden Sonne, die sich mit Mundschutz und Teleobjektiv bewaffnet, gegenseitig vor der Kulisse des Matterhorns ablichten. Raubt ihnen der Jetlag oder die dünne Luft den Schlaf? Aber wir wollen nicht lästern, wer weiß wie sich der europäische Pauschaltourist vor dem Fujiama oder dem Kaiserpalast aufführt. Das kleine Matterhorn unser eigentlicher Tourstart, ist auf dem Luft-Wege am Schnellsten zu erreichen. Zähneknirschend schiebe ich meine Kreditkarte über den Kassentresen. Schweiß ist halt nicht der einzigste Preis des Bergsteigens.

Breithorn

je höher wir kommen, desto fantastischer wird das Gipfelpanorama

Dafür ist die Fahrt mit zweimaligem Umsteigen von 1.600 m auf 3.820 m vom Allerfeinsten. Das komplette Gipfel- und Gletscherpanorama tut sich immer mehr vor uns auf, je höher wir kommen. Eine herrliche Welt, so schön, dass man heulen könnte. Mit uns sind in dieser frühen Stunde nur wenige Leute unterwegs. Snowboarder und Skifahrer wollen ihre Trainingseinheiten auf dem Theodulgletscher absolvieren, ein Bergführer und sein Gast von der grünen Insel bereiten sich akribisch auf ihre Hochtour vor und ein Bernhardiner schaut traurig, trotz Fässchen um den Hals  in die Runde. Kein Wunder  hat er doch dort oben einen Fulltimejob als Fotomodell zu absolvieren. Gemeinsam mit dem zahlungswilligem Touristen lächelt er, für den Gegenwert eines guten Kastens Bier, in die Kamera hinein. Die Bergstation rückt nun immer näher und auch wir beginnen unsere Ausrüstung anzulegen.

 

Breithorn

eingebunden ins Seil, es kann losgehen

Breithorn

in der Ferne das gewaltige Massiv des Mont-Blanc

Enorm steil queren wir erst westlich die Flanke gute 200 Höhenmeter hinauf. Volle Konzentration ist gefragt, ein falscher Schritt könnte unangenehme Folgen haben, vor allem, als wir zwei langsamere Seilschaften überholen müssen. Der Schweiß rinnt in Strömen, als wir nach Osten zum Gipfelaufbau queren und uns nun die gleißende Sonne zu schmoren beginnt. Ein Platz zum Umziehen findet sich hier nicht. Bald stehen wir aber auf dem Gipfel und sind froh die dicken Sachen noch anzuhaben, denn es weht ein frisches Lüftchen hier oben. Nun können wir auch gesichert und ungestört in die Runde schauen. Es ist kaum zu glauben, wir haben den Gipfel für uns allein. 2.600 m unter uns liegt Zermatt, im Westen steilt sich das Matterhorn auf. Wirklich ein Traum von einem Berg! Am Horizont der höchste Berg der Alpen, der Mont-Blanc, in voller Pracht. Kein Wölkchen versperrt den Blick zum ebenfalls hoch aufragendem Grand Combin. Das Monterosa – Massiv mit dem höchsten Schweizer Gipfel, der Dufourspitze von 4.634 m, liegt zum Greifen nah östlich von uns. Der Fotoapparat arbeitet mit höchster Leistung!

Breithorn

die letzten Meter zum Gipfel

Breithorn

Blick zurück in die Aufstiegsroute

Als die nächsten Seilschaften später in Gipfelnähe auftauchen, rüsten wir zum Abstieg. Noch einmal ordentlich Flüssigkeit aufgefüllt, in der dünnen Höhenluft extrem wichtig, machen wir uns an den Abstieg. Das Treiben auf dem Gletscher hat jetzt enorm zugenommen. Viele Seilschaften sind unterwegs zu Breithorn oder auch zu Castor und Pollux, zwei nahen und ebenfalls mäßig schwierig zu ersteigenden 4.000-ern

Breithorn

das Panorama wird ausgiebig genossen

Breithorn

ein gemeinsames Gipfelfoto muss sein

Breithorn

die Abstiegsroute

Breithorn

4.000-er Gipfelparade, von links: Nadelhorn, Dom, Täschhorn, Alphubel, Allalinhorn, Rimpfischhorn Strahlhorn

Der „Gegenverkehr“ ist nicht unbedingt angenehm, aber Freundlichkeit ist am Berg kein Fremdwort. Ob beim „Grüzi“, „Grüß Gott“, „Buon Giorno“, „Bonjour“, „こんにちは“ oder einfachem „Hallo“, Jede und Jeder hat ein Lächeln im Gesicht. Zurück auf dem Breithornplateau nehmen nun unsere Strapazen unerwartet zu. Obwohl es leicht bergab geht, artet der Weg zurück zum kleinen Matterhorn in eine Schinderei aus. Die Schneedecke ist durch die Sonneneinstrahlung aufgeweicht und trägt uns nicht mehr. So wühlen wir uns knietief durch den Schnee, dem Ende der Tour entgegen. Der Abstieg dauert dadurch weitaus länger als der Aufstieg. Wer hätte das gedacht? Letztendlich sitzen wir gemütlich auf dem Aussichtspunkt, auf dem Gipfel des kleinen Matterhorns in der Sonne. Genießen unseren letzten Proviant und den Ausblick auf den zuvor besuchten Breithorngipfel. Am Matterhorn und vor allem an den südlich gelegenen italienischen Gipfeln ballen sich schon die Wolken und erstes Donnergrollen ist zu hören. Das Zeichen für unsere Talfahrt! Den netten Hinweis am Lift zur Aussichtsplattform nehmen wir uns erst jetzt zu Herzen.

Breithorn

ein schweißtreibender Abstieg

Breithorn

Wolken ziehen auf und Donnergrollen ist schon zu hören

Breithorn

In Zermatt gönnen wir uns wenig später das wohlverdiente Bier und stoßen damit an, auf ein wirklich herrliches Bergerlebnis, das förmlich nach Wiederholung schreit.

Die technischen Daten:
Vom Bahnhof Zermatt, 1.600 m, SSW durch den Ort, den Ausschilderungen Bergbahn Schwarzsee / Matterhorn Glacier Paradise folgen, ca. 1 km. Ticket Matterhorn Glacier Paradise lösen, beinhaltet den Eintritt zum Gletscherpalast und Bergfahrt über Furi (umsteigen) und Trockener Steg (umsteigen) zur Station Kleines Matterhorn.

Den Talort Zermatt erreicht man nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der letzte per Auto anfahrbare Ort ist Täsch. Hier gibt es große Parkdecks und eine Weiterreise per Bahn erfolgt mit Pendelzügen. Zermatt ist, hauptursächlich durch das Matterhorn, das Bergsteigermekka der Alpen schlechthin. Touristisch extrem erschlossen und somit auch ein recht teures Pflaster.

Karten / Literatur:
Landeskarte der Schweiz, 2515, Zermatt Gornergrat
Hochtouren Westalpen, W.Pusch / E.Schmitt / T.Senf / M.Waeber, Bergverlag Rother München, ISBN 978-3-7633-3028-7, 1. Aufl. 2009

Ausrüstung:
komplette Hochtourenausrüstung mit Pickel, Steigeisen sind bei guten Bedingungen entbehrlich, sollten aber im Gepäck sein

Anmerkung:        
Die Bezeichnung „technisch einfacher 4.000-er“ ist mit Vorsicht zu genießen. Das Breithorn ist kein Gipfel, den der Bergwanderer mal so einfach mitnimmt. Ohne Akklimatisation und entsprechende Ausrüstung (Seil, Pickel, Gurt, Steigeisen, Kompass oder GPS, etc.) und Können ist dringend davon abzuraten den Aufstieg zu wagen. Auch wenn die Wege relativ kurz sind, es besteht eine hohe Spaltensturz – Gefahr und die Gefahr des Verlaufens im plötzlichen Nebel oder Sturm auf dem Breithornplateau. Erst Ende der 90-er Jahre sind mehrere Bergsteiger, nur wenige 100 m von der rettenden Seilbahnstation entfernt, in plötzlich einsetzendem Schneesturm erfroren!       
Die Tour ist natürlich auch mit Bergführer buchbar, eine vermeintlich sichere, leider aber nicht gerade preiswerte Methode den Gipfel zu erreichen.

Unterkunft:
diverse Möglichkeiten im Mattertal, was der Geldbeutel hergibt (wir können guten Gewissens den Campingplatz Grächbiel in Grächen empfehlen, per Postbus und Bahn erreicht man Zermatt von dort in ca. 1 Std.)

Breithorn