Unterwegs in Vesturland - Teil II
Vesturland ist das Gebiet nördlich Reykjavík, bis zum Þingvallavatn im Osten und zur Halbinsel Snæfellsnes im Nordwesten.
Im farbig markierten Bereich, also auch auf der Halbinsel Reykjanes südlich Reykjavík waren wir unterwegs, (google-screenshot).
Von Akranes führte unsere Reise weiter zum Hvalfjörður, dem Walfjord. Er stellt mehr oder weniger eine Verlängerung der Faxaflói-Bucht dar, ist bis zu 5 km breit, gut 30 km lang und maximal 84 m tief. Bis 1998 musste man den Fjord umfahren, um auf der Ringstraße nach Akranes, Borgarnes oder weiter nach Norden oder Westen zu gelangen. Mit der Eröffnung des Tunnels unter dem Fjord spart man heutzutage mehr als 60 km, verpasst dabei aber eine tief beeindruckende Landschaft. Wir genossen diese Landschaft vom Westen kommend. Die Berge vulkanischen Ursprungs, die weiten Wiesen, die kleineren und größeren Wasserfälle haben einen besonderen Reiz. Auch die alte Walfangstation mit ihren weithin sichtbaren Öltanks, einer Hinterlassenschaft der amerikanischen Flotte aus dem zweiten Weltkrieg prägen das Bild des Fjords, der sich zwischen die Bergmassive des Skarðsheiði und des Esja eingeschnitten hat.
Auch der höchste Wasserfall Islands ist hier zu finden, der Glymur mit 196 m Höhe. Ihn erwanderten wir nicht, wir ergötzten uns an einer Fülle kleinerer Geschwister von ihm, welche sicher nicht weniger schön waren.
Einige Kilometer hinter dem Ende des Walfjordes liegt der Hvalvatn, der Walsee. Der Sage nach hat ein Zauberer einen bösartigen Wal in diesen See gelockt. Bei seinem Aufstieg über den Glymur, zu deutsch Hall, hat er wohl recht fürchterliche hallende Laute von sich gegeben.
Bekannt ist der Fjord auch wegen seines Fischreichtums. Besonders der Winter 1947/48 soll hier eine unglaubliche Fangmenge von Heringen gebracht haben.
Komplett umfuhren wir den Walfjord nicht. Einige Kilometer bevor die Straße wieder in die Ringstraße mündete, konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, eine erst kurz zuvor wieder freigegebene Schotterpiste zum Þingvallavatn zu nehmen. An einem Lachsfluss entlang, führt die Nr. 48, der Kjósarskarðsvegur, über einen Pass, nach dessen Überquerung sich schon bald ein irrer Ausblick auf den See und bis ins Hochland auftut.
Vorher konnten wir schon die Wassermassen des Þórufoss bestaunen, die sich laut brüllend über die Kaskade ins Tal hinab stürzen. Ein gigantischer Moment, nur für uns allein , da in keinem Tourenführer zu finden, finden auch kaum Touris hierher...
In Þingvellir, am Þingvallavatn angekommen, störten wir uns nicht am Touristentrubel des "Goldenen Zirkels" sondern genossen noch einmal den "historischen Boden" mit seinen geologischen Besonderheiten.
Nach dem Abstecher zum Þingvallavatn führte uns unsere Reise an die Südküste der Halbinsel Reykjanes. Nahe Grindavík bezogen wir ein wenig romantisches, dafür hochkomfortables Hotel, nahe der berühmten "Blauen Lagune". Natürlich besuchten auch wir dieses weithin berühmte Bad, suhlten uns in dem blauen, angenehm warmen, fast heißem Wasser und beschmierten uns mit dem heilsamen Schlamm. Man sollte das schon mal erlebt haben, aber, ein Bad in den heißen Quellen oberhalb von Hveragerði hat mehr Reiz, kostet keinen horrenden Eintritt und wärmt genau so...
Grindavík verfügt über einen der wenigen Häfen an Islands unzugänglicher Südküste, wobei die Hafeneinfahrt als gefährlich gilt. Von der Gefährlichkeit zeugen die verrosteten Wracks, nahe des Leuchtturms, südöstlich der Stadt. Als einer der größten Fischereihäfen Islands finden die meisten der 2.888 Einwohner hier auch Arbeit. Sei es im Fischfang oder in der -verarbeitung. Auch ein Salzfischmuseum kann man hier besuchen. Interessant ist die Sonnentempel-Anlage. Der Künstler Tryggvi Hansen baute mehrere solcher Anlagen, wobei nur die in Grindavík vollendet wurde. Zur Sommersonnenwende versammeln sich hier die "Asen"-Anhänger des gesamten Landes zum Tanz (und zum Umtrunk).
Grindavík ist natürlich auch ein hervorragender Standort für einen Tagesausflug nach Reykjavík, ein Vergnügen, was auch wir uns nicht nehmen ließen.
Westlich von Grindavík erstreckt sich ein hochaktives Solfatarenfeld. Dicke Dampfwolken, mit bestialischem Schwefelgestank führen einen schnell zu den blubbernden und zischenden Quellen. Gunnuhver, benannt nach der bösen Gunna, welche des Mordes verdächtigt zur Strafe in einem der Schlammtöpfe versenkt wurde, worauf hin dieser recht lebhaft spritzte, heute aber ausgetrocknet ist.
Noch weiter westlich, auf gut ausgebautem Wanderweg, passiert man einen Leuchtturm, bevor ein Vogelfelsen erstiegen werden kann. Der Ausblick von hier ist phantastisch und die tausenden Seevögel vollführen wahre Kunststücke um ihre Nester in den Klippen bei stürmischem Wind zu erreichen. Wir hatten zu tun, uns auf den Beinen zu halten! 14 km vor der Küste ist die 70 m hohe Insel Eldey zu sehen. 60.000 Basstölpel und unzählige andere Vögel wohnen seit 1940 gut untergebracht im Vogelschutzgebiet der "Feuerinsel".
Bei der Weiterfahrt auf dem Nesvegur, Nr. 425, kurz vor Hafnir findet sich eine Brücke zwischen den Kontinenten Amerika und Europa. Nicht unbedingt schön, zeugt sie aber wie die Schluchten in Þingvellir von den überaus munteren tektonischen Bewegungen in Island. Ja, und schneller kann man den Erdteil wohl nicht wechseln.
Noch ein Abstecher an die Küste nahe Kevlavík und dann trieb uns die Uhr leider unbarmherzig zum Flughafen. Unser Islandtrip war schon wieder vorbei. Viel haben wir gesehen, soooo viel noch nicht!Da bleibt nur eins, wir kommen wieder....
The snow never melts in the ears of trolls that have turned to stone at dawn on the moors.
(Sigurbjörg Thrastardóttir)