Mammut-Klettersteig Zermatt
02. Juli 2009 --- Wenn man schon eine Woche im "Matterhorn-Valley" verbringen kann, bietet es sich natürlich auch an, den Mammut-Klettersteig, hoch über Zermatt, in den Felsabstürzen namens "Schweifinen" mitzunehmen. In diversen Tourismus - Infoblättern wird zwar auf diesen Klettersteig hingewiesen, doch Genaueres erfährt man erst, wenn man im Tourismusbüro Zermatt nachfragt. Die Mammut - Via Ferrata besteht aus drei Routen in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden und ist "mit und ohne Bergführer" begehbar. Wer keine Kosten scheut (100 CHF), bucht im Alpincenter Zermatt einen Führer und bekommt als Zugabe zum Klettersteig eine Abseilstelle geboten. Wir, Kerstin und Volker, haben auf die Abseilung verzichtet und den Steig in Eigenregie in Angriff genommen.
Der Mammut Klettersteig ist sehr einfach zu finden. Vom Bahnhof Zermatt einfach der Hauptstraße nach Süden folgen und nach ca. 500 m, genau am "Hotel Post" nach rechts abbiegen und den Ausschilderungen folgen. Anfangs den Blick auf das Matterhorn genießend, geht es stramm aufwärts und in morgendlichen 25°C lief uns schon hier der Schweiß über die Stirn. Aber es dauert nicht lange, nachdem das letzte Haus passiert wurde und schon steht man am Fuß der Felsen. 100 m nach rechts gequert und schon ist der Einstieg zum Eisenweg erreicht.
Den Blick nach Nordosten gerichtet, Dom und Täschhorn vor Augen, wird an einem respektablen Startplatz die Ausrüstung angelegt. Die ersten Meter geht es fast senkrecht aufwärts, bevor sich der Fels etwas zurücklegt. Der Schatten unter den Arven war uns ein Genuss, bei gefühlten 45 °C in der prallen Sonne. Die Kulisse, mit Breithorn und kleinem Matterhorn im Süden war allein auch schon eine Fotopause wert.
Nachdem wir den Abzweig in die schweren Routen B und C genommen hatten, kam auch gleich eine Stelle, die gute Technik und kräftiges Zupacken erforderte. Auf dem Bild schlecht erkennbar, die Leiter ist eine Strickleiter und dazu noch im überhängenden Gelände. Die Wackelei, so hoch über Grund, war nicht übel! Vorbeifliegende Paraglider grüßten uns in dieser Passage freundlich.
Dieser Stelle folgend geht es einen langen Quergang entlang. Luft schöpfen und Arme ausschütteln ist angesagt, beim Tanz über Krampen und Balken, oder einfach auf Reibung stehend.
Eine spektakuläre Leiter abwärts, einen Quergang weiter und ausgesetzt über noch einen Überhang, schon ist der Abzweig zur Route C erreicht. Wir belassen unseren weiteren Weg bei Variante B. Zu sehr hat uns die Hitze zugesetzt und unsere Getränkevorräte schrumpfen lassen. Durch steiles Wald- und Grasgelände führt der Weg, teils versichert, wieder in Route A zurück, welche nun noch einmal auf einem großen Stück passiert werden muss, und ab Abzweig B und C als Abstieg dient.
Ab Ausstieg dauert es noch 15 min, bis die Ortslage Zermatt erreicht ist. Hier ist die Getränkeversorgung nicht unbedingt preiswert, aber gesichert. Für die in der Sonnenglut absolvierten Strapazen, darf man sich natürlich auch mal ein anderes Leckerli gönnen.....
Die technischen Daten:
unser Start war am Bahnhof von Zermatt, 1.600 m
die Straßen gegenüber Hotel Post nach rechts (Nordwest) aufwärts, Richtung Bodmen, Triftbach, Rothornhütte..., Klettersteig Schweifinen
den Triftbach nicht überqueren, rechts der Brücke steil aufwärts zum Klettersteig, ca. 1.800 m
Drei Varianten stehen zur Verfügung A, B, C
A = einfach (max. 40 min + 40 min Zu- und 30 min Abstieg)
B = mittelschwer ( 80 min + 40 min Zu- und 30 min Abstieg)
C = mittelschwer und lang (angegeben mit 4:45 Std. incl. Abstieg)
Abstieg auf markierten Wanderwegen in das nicht zu übersehende Zermatt hinab
unsere Zeit ab Bahnhof bis Bahnhof mit Varianten A + B = 2:10 Std., incl. Pausen
Der Talort Zermatt erreicht man nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der letzte per Auto anfahrbare Ort ist Täsch. Hier gibt es große Parkdecks und eine Weiterreise per Bahn erfolgt mit Pendelzügen. Zermatt ist, hauptursächlich durch das Matterhorn, das Bergsteigermekka der Alpen schlechthin. Touristisch extrem erschlossen und somit auch ein recht teures Pflaster.
Charakter:
Die Variante A ist eine einfache, sichere Anfängertour, mit herrlicher Aussicht. Variante B verlangt schon etwas kräftigeres Zupacken und ist teils sehr schön ausgesetzt. Variante C sollte in den frühen Morgenstunden angegangen werden. Die Aussicht ist, dank etwas mehr Höhe sicher noch phantastischer. Die Sonne brennt leider erbarmungslos in die Wand und kann die schöne Tour, ohne genug Getränke, schnell zur Tortur werden lassen.
Variante A ist auch guten Gewissens für Kinder zu empfehlen. B und C verlangen schon ein klein wenig Erfahrung, Kraft und Ausdauer.
Karten / Literatur:
Landeskarte der Schweiz, 2515, Zermatt Gornergrat
diverse, vor Ort erhältliche Infomaterialien
Ausrüstung:
feste Bergschuhe, Helm, Klettersteigset, -handschuhe, Gurt und Brustgurt und die übliche Bergtourausrüstung wie Ersatzshirt, Regenjacke, Verbandsmaterial etc.
Unterkunft:
diverse Möglichkeiten im Mattertal, was der Geldbeutel hergibt (wir können guten Gewissens den Campingplatz Grächbiel in Grächen empfehlen, per Postbus und Bahn erreicht man Zermatt von dort in ca. 1 Std.)