Reykholt und Umgebung
Während ich diesen Text verfasse, lässt uns Hoch Aymen bei Temperaturen jenseits der 30° schon im bewegungslosen Zustand schwitzen und die Sehnsucht nach unserer Lieblingsinsel, mit angenehmen Temperaturen, wird mit jedem Schweißtropfen größer.
Ende April waren wir im Westen Islands unterwegs und wollen heute, als ersten Teil, die Gegend um Reykholt ein wenig vorstellen.
Reykholt ist nicht nur eines der ergiebigsten Geothermalgebiete Islands, überall sieht man hier den aufsteigenden Dampf heißer Quellen, er ist auch einer der geschichtsträchtigsten Orte.
Von unserem Quartier, nahe dem kleinen Örtchen Bifröst, sind wir nicht mal eine Stunde unterwegs nach Reykholt. Und das, obwohl uns herrliche Aussichten oder die vielen Islandpferde am Wege immer wieder zu Fotopausen regelrecht nötigen...
Vor der Bezirksschule in Reykholt begrüßt uns dann auch Snorri Sturluson. Seines Zeichens Geschichtsschreiber, Staatsmann und einer der mächtigsten Männer seiner Zeit. 1206 hatte er sich hier niedergelassen. Mit seinem stilistisch hervorragenden Werk, der "Heimskringla", setzte er sich ein Denkmal. Diese aus 16 Sagas bestehende Geschichte der norwegischen Könige gilt als Meisterstück. Leider kam Snorri, auf Geheiß der norwegischen Könige und Dank seine Verwicklung in höfische Intrigen, 1241 auf nicht natürliche Weise in Reykholt ums Leben.
Auf der Weiterfahrt von Reykholt gen Osten gelangt man bald an die wohl schönsten Wasserfälle Islands, weit weniger mächtig als Gullfoss oder Dettifoss, aber um so schöner gelegen. Der Bjarnafoss, der Kinderwasserfall, hat eine tragische Geschichte. Der Sage nach sollen hier zwei Kinder von einem Steinbogen, welcher die Hvítá überspannte, zu Tode gestürzt sein. Die Mutter ließ daraufhin den Steinbogen zerstören.
Hraunfossar, die Lavafälle, stürzen auf fast 1 km Länge aus aus einer dicht bewachsenen Felswand in die Schlucht des Flusses Hvítá. Der obere Teil dieser Felswände ist wasserdurchlässige Lava, in der ein Seitenarm des Flusses versickert ist. Auf der tiefer liegenden wasserundurchlässigem Basaltschicht tritt dieses Wasser nun wieder ans Tageslicht und bietet ein Schauspiel ohnegleichen.
Nach Wasserfallgenuss sollte es weiter gehen, weiter östlich, bis hin zur berühmten Hochlandpiste Kaldidalur und möglichst bis an den Fuß der Eismassen des Langjökull. Wenig hinter Húsafell war aber Schluss, die Hochlandpiste und deren Zufahrten noch gesperrt. Da schon nicht gesperrte Straßen Islands von Material und Mensch so einiges fordern, beugten wir uns der Sperre und besuchten dafür Húsafell. Hier wohnten im 19. Jahrhundert viele bekannte Künstler und einer von ihnen, der Bildhauer Páll Guðmundsson schnitzte viele Gestalten aus der isländischen Sagenwelt in Stein. Unzählige Augenpaare beobachteten uns, während wir uns hier umschauten.
Auf der Rückfahrt in Richtung Borgarnes machten wir noch einen Abstecher in den Fossatún, den Trollgarten. Erstmals standen wir diesen Gesellen leibhaftig gegenüber und Kerstin landete sogar im Kochtopf eines pferdefüßigen Trollweibes. Neben dem Foto gelang mir auch Kerstins Rettung und wir konnten schon bald in Borgarnes unsere tägliche Kaffee und Kuchen-Runde abhalten.