Goðafoss, Mývatn, Dimmuborgir, Hverfell, Hverarönd und Torfhof Laufás
Hoch im Norden Islands befindet sich mitten in einer aktiven Vulkanzone der Mückensee, der seinem Namen, das sei vorweg genommen, alle Ehre macht. Von unserem Quartier bei Akureyri am Eyjafjörður, in reichlich einer Stunde zu erreichen. Auf dem Weg dorthin lohnt ein Abstecher zum nah an der Straße Nr. 1 gelegenem Goðafoss, dem Wasserfall der Götter. Durch einen Felsen zweigeteilt brodeln die Wassermassen des Flusses Skálfandafljót (der bebende Fluss) zwar nur 12m in die Tiefe, bieten aber ein eindrückliches Schauspiel, welches man leider wohl nie allein genießen kann. Deshalb ist an dieser, in jedem Island-Reiseführer aufgeführten Attraktion, ein frühzeitiges Erscheinen von Vorteil.
Der Wasserfall bekam seinen göttlichen Namen wohl daher, das auf Beschluss des Althings im Jahre 1000, Island geschlossen zum Christentum übertrat. Der Gode Þorgeir, vom einem nahe gelegenem Hof, warf darauf hin allein seinem Haus befindlichen Götzenbilder an dieser Stelle in die Fluten. Auf einer Schautafel am Wasserfall wird dies auch ausführlich beschrieben. Zudem ist der Goðafoss Schauplatz einer der vielen isländischen Sagen, in diesem Fall der Grettis Saga. Dies detailliert zu beschreiben ersparen wir uns, aber das Lesen dieser nicht ganz unblutigen Saga ist wirklich zu empfehlen.
Nach dem Goðafoss führte uns unser Weg weiter die Ringstraße1 entlang östlich, über die Höhen der Fljotsheiði, hin zum Mývatn. Am südlichen Seeufer machten wir gleich Halt um die atemberaubende Urlandschaft genauer in Augenschein zu nehmen. Interessante Lavagebilde am Seeufer regen die Fantasie an, lassen sie die Gestalt von Trollen annehmen. Zum Klettern ist dieses Gestein ungeeignet, da einfach zu brüchig und zudem scharfkantig. So genannte Pseudokrater sind im Mývatn reichlich zu finden, keine wirklichen Vulkanschlote, vielmehr durch explodierende Lavamassen geformte, kraterartige Gebilde.
Da uns die Mücken am See ordentlich beschäftigten fuhren wir aber bald weiter zur Lavastadt Dimmuborgir, nicht ohne gefühlte 1.000zusätzlich umherschwirrende Fahrgäste. Dimmuborgir liegt etwas weiter vom Seeentfernt, so dass dort die Mückenplage für spreewaldgeübte Leute wie uns recht erträglich war. Obwohl, Moskitonetze über den Köpfen, der auch hier zahlreichen Touristen, sind ein normales Bild. Die düsteren Felsen, wie Dimmuborgir übersetzt heißt, bilden eine aus heißer Lava geformte Stadt, mit Säulen, Türmen, Dome, Bögen, Lavafenster... eine irgendwie unwirkliche Gegend, für Trolle und Elfen wie geschaffen.
Weiter ging unsere Fahrt zum nahe gelegenen Krater Hverfell, ein 452 m hoher Vulkankegel von unglaublicher Symmetrie. Sein Kraterboden liegt140 m unter dem Ringwall, der bei 1 km Durchmesser in einer Stunde gut zu umwandern ist.
Dabei sind tolle Ausblicke nach Süden, ins Hochland bzw. nach Norden, über den Mývatn, garantiert. Aber auch die nahe liegende Mondlandschaften lassen das Staunen nicht weniger werden. Einen Ausbruch des Hverfell braucht man nicht zu befürchten, seit 2.500 Jahren ist Ruhe. Aber ob man da sicher sein kann...
Gut durchgeschüttelt von der Schotter-Waschbrett-Piste, welche vom Hverfell zurück zur Ringstraße führt, zog es uns weiter nach Osten. Wenige km vom Ufer des Mývatn und der Ortschaft Reykjahlíð entfernt, erhebt sich der auffällig gelbe Berg Námafjall. Nach Überwindung eines Passes findet man an seinem Fuße das Solfatarengebiet Hverarönd.
Dampfwolken sieht man schon von Weitem, aber lange bevor man das Gebiet erreicht, zieht der penetrante Gestank der schwefelschwangeren Luft in die Nasenflügel. Schnell gewöhnen sich aber die Geruchsnerven an den Mief und das Gelände, bestehend aus vielen schmatzenden, graue Suppe köchelnden Schlammtöpfen und wie alte Dampfloks fauchenden Fumarolen, zieht uns in seinen Bann. Eine Naturschauspiel ohnegleichen. Der Boden auf welchem wir stehen, ist angenehm lauwarm und hier würde es uns nicht wundern, täte sich ein Vulkanschlot plötzlich auf.
Eine kleine Kaffeepause noch, dann hieß es für uns nacheinem erlebnisreichen Tag den Rückweg anzutreten. Natürlich nicht, ohne in den späten Nachmittagsstunden dem Torfhof Laufás noch einen Besuch abgestattet zuhaben.
Am Ostufer des Eyjafjörður gelegen und auf recht guter Straße erreichbar, ist dies ein lohnender Abstecher. Einer der wohl schönsten Bauernhöfe Islands, dessen liebevollrestaurierte Torfhäuser bis 1936 noch bewohnt waren, bietet Einblicke in das schwere Landleben früherer Jahre. Zahlreiche Exponate, darunter ein herrliches Brautkleid, dessen Trägerin in spe allerdings vor der Hochzeit vom Sensenmanngeholt wurde, wissen zu begeistern. Dreimal im Jahr wird das frühere Leben in Laufás von Einheimischen in Originalkostümen nachgespielt. Leider erwischten wir solch einen Tag nicht...