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Hoachwool-Klettersteig

 

Hoachwool-Klettersteig, Schnalstal/Vinschgau, Südtirol

Weil die Begehung dieses Steigs ein besonderes Erlebnis ist, sind Maria und Joris mit mir in den Eisenweg hoch  über dem Schnalstal am 5. August 2020 eingestiegen. Für die beiden der erste, für mich nun schon der dritte Aufstieg. Seit 2015 hat der Hoachwool nichts von seinen Qualitäten und Risiken eingebüßt. Trotz praller Sonne aber ein alpiner Genuss vom Feinsten und nach wie vor eine Empfehlung für geübte Ferratisten. Von der ersten Hälfte des Steiges entstanden dabei einige neue Fotos, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Von der zweiten Hälfte muss ich selbige bei Gelegenheit nachliefern - mit halbleerem Handy-Akku sollte man keine längeren Unternehmungen angehen...  (2020-er Neuheiten sind mit der kursiven Schrift kenntlich gemacht, bzw. mit der Jahreszahl versehen)

Hoachwool-Klettersteig 2020 - der Schnalser Bach führte viel Wasser, es galt aufzupassen, um trockenen Fußes am Einstieg anzugelangen
Hoachwool-Klettersteig 2020 - bis zur berühmt-berüchtigten Hängebrücke gab es noch viel Botanik, die dankenswerter Weise auch Schatten spendete


Ein Jahr nicht die Sonne Südtirols genossen zu haben weckt schon Begehrlichkeiten.... So fanden wir uns 2015 "endlich" wieder in unserem Stammquartier in Partschins ein und wussten schon bald, dass ein gewisser Reinhold Messner, anlässlich seines 70. Geburtstages einen Klettersteig errichten ließ.

Hoachwool-Klettersteig

die Seilbrücke ist nichts für schwache Nerven

Hoachwool-Klettersteig 2020 - Maria genießt die letzten wackligen Meter über dem rauschenden Schnalser Bach


Hoachwoal-Klettersteig

die ersten Klettermeter

Am Eingang zum Schnalstal, auf den Naturnser Sonnenberg, vis à vis seines Sommersitzes in "Schloss Juval", führt nun ein beachtlicher Eisenweg. Der muss natürlich begangen werden! Mit unserem Wirt und Freund Franz Auer, schon Partner bei so mancher genialen Bergfahrt, war auch schnell ein Mitstreiter gefunden, nachdem Kerstin und ich zuvor den Zugang erkundet hatten. Während Franz und ich uns dann am Einstieg die Helme überstülpten, saßen Kerstin und Rosmarie, Franz' Frau, in der Seilbahn "Unterstell" um uns von der Bergstation aus zum Ausstieg der Ferrata entgegenzuwandern.

Hoachwool-Klettersteig

gutmütiges Gelände


Als wir das Drahtseil das erste Mal anpackten wussten wir vom Klettersteig nichts, außer dass es eine Seilbrücke gibt und man gut und gerne drei Stunden für die gesamte Begehung veranschlagen sollte. (Unsere Damen waren da besser dran, denn sie fanden in der Seilbahn ein Prospekt mit der ausführlichen Beschreibung der Route.) Der Einstieg fordert dann auch gleich mal, wenn auch nur kurz, ein kräftiges Zupacken und beherztes Antreten auf einer recht glatten Platte, bevor es im gemäßigten "B"- Gelände zur Seilbrücke geht. Hier sollte man dann schon wissen was man tut und was man kann, bevor man sich an den drei Stahlseilen, 30m über dem Schnalsbach, auf die andere Talseite schiebt. Für schwache Nerven ist aber ein Rückzug zum Einstieg problemlos möglich. Die Schwierigkeitseinstufung "C" ist durchaus angemessen und auch für Franz und mich war ein gewisser Nervenkitzel bei der Überschreitung nicht zu leugnen.

Hoachwoll-Klettersteig

letzte Warnung

Hoachwool-Klettersteig

vor dem "verbotenen Steig"


Nach Überquerung der alten Schnalser Straße geht es anfänglich im "C"- Gelände steil hinauf, bevor eine weitläufige Querung ("A/B") zur "11-er Platte" führt. Dabei wird der frühere Hofweg "verbotener Steig" kurz begangen. Selbiger wurde auf Grund seiner gefährlichen Lage am Anfang des 19. Jahrhunderts offiziell gesperrt. Wenig unterhalb der "11-er Platte", ein Fels, welcher gegen 11.00 Uhr von der Sonne beschienen wird und seit altersher zur zeitlichen Orientierung diente, heißt es dann wieder fest zuzupacken ("C"). Über eine kurze Leiterpassage gelangt man dann zum "Hoachwool", einer alten Bewässerungsrinne, welche oben im Fels das Wasser ins Tal zur landwirtschaftlichen Nutzung leitete. Unglaublich, wie einst mit bescheidenen Mitteln diese Anlage errichtet wurde, hoch überm Tal in schwierigstem und glatten Gestein. Auch die Wartung der Lärchenholz-Rinne war wohl als heikel einzustufen. Heute steht man auf frischem Holz, gut gesichert am Klettersteigset und höchstens die viele Luft unterm Hintern kann für ein Magengrummeln sorgen ("B").

Hoachwool-Klettersteig 2020 - was für ein Ausblick! Schloss Juval auf der anderen Talseite
Hoachwool-Klettersteig 2020 - kein Blick mehr für Juval übrig, denn die ersten "C"- und "D"-Stellen fordern Kraft und vor allem Konzentration
Hoachwool-Klettersteig 2020 - Luftholen! Es geht waagerecht in den alten Wasserrinnen vorwärts, aber mit gaaaanz viel Luft unterm Hintern
Hoachwool-Klettersteig 2020 - noch ein bissel "C"... und ganz unten die alte Schnalser Straße
Hoachwool-Klettersteig 2020 - ...und rein in den länger anhaltenden "D"-Bereich
Hoachwool-Klettersteig 2020 - geschafft!!! Der Ausstieg zum Rastplatz auf halber Strecke. ...und unterm Helm da kocht der Schweiß
Hoachwool-Klettersteig 2020 - exponierter aber bequemer Rastplatz, mit herrlichem Ausblick ins Vinschgau - und leider Feierabend für meinen Akku :-(

Ist der "Hoachwaal" gequert, geht es steil und manchmal leicht überhängend hoch zum Rastplatz "Sattele". Zuerst im "C" - Bereich, zuletzt im exponierten "D" - Gelände. Nach diesem Kraftakt lässt es sich auf einer Bank gut verschnaufen und der Blick schweift hinüber zum "Schloss Juval" und hinunter ins "Vinschgau" und über die endlosen Apfelplantagen. Mehr oder weniger wandernd geht es nun gut 200 m taleinwärts, bevor das Drahtseil wieder himmelwärts weist. Ein wenig "A/B" - Gelände und viel "C" fordern dann noch einmal ordentlich. Eine recht griff- und trittarme, dazu abdrängende Platte ist hier die Crux und sicher nicht für Jede(n) ein Genuss, wie wir im Stau wartend erleben konnten. Kurz vorm Ausstieg ist es noch einmal ein wenig überhängend und somit schweißtreibend. Aber da grüßt schon fast die Bank am Ausstieg...

 Trotz großer Hitze und den teils härteren Kletterpassagen war es auch 2020 ein einprägsames Tourenerlebnis. Meines Erachtens wurden im Laufe der Jahre einige Passagen etwas entschärft, also zusätzliche Bügel oder Krampen angebracht. Das Hauptrisiko bleibt aber nach wie vor die Länge der Strecke, satte 3,2 km und die an sonnigen Sommertagen schon fast brutale Hitze in der Wand. Also besser mehr als üblich Getränke einpacken. Das Zusatzgewicht wiegt doch ganz leicht, denn es kann sehr viel schwerere Probleme lösen! Nicht umsonst ist die Bergrettung Südtirol in der Saison fast wöchentlich hier zu Gange... 

 

Hoachwool-Klettersteig

die "Stegerfrau"

Beobachtet wird man im oberen Teil übrigens von der "Stegerfrau", einer markanten Felsnadel. Einst eine jähzornige und bösartige Bäuerin, welche zur Strafe für ihre Tierquälereien zu Stein verwandelt wurde. Wenn der Nordwind aus dem Schnalstal bläst, hört man sie heute noch bitterlich weinen...

 

Hoachwool-Klettersteig

die Einen geklettert, die Anderen gewandert = Brotzeit verdient

Hoachwool-Klettersteig

Aussichtsplattform nahe dem Gasthof "Unterstell"


Kerstin & Rosmarie nahmen uns unweit des Ausstiegs in Empfang und nachdem das Klettergeraffel im Rucksack verschwunden war, führte uns ein angenehmer Wanderweg zum Gasthof "Unterstell". Bier und Kaiserschmarrn waren mehr als verdient!
Etwas oberhalb des Gasthofes befindet sich eine Aussichtsplattform. Quasi ein "AlpspiX" im Kleinformat. Man mag zu diesen Konstruktionen stehen wie man will, auch ich habe generell keine gute Meinung dazu, aber die Aussicht von hier ist einfach fantastisch!

Hoachwool-Klettersteig

traumhafte Aussicht von der Plattform, bis zu den Dolomiten

 

Am 26.06.2016 haben Franz Auer und ich den Klettersteig erneut begangen. Bei recht warmer Witterung waren wir genau 2 Stunden unterwegs. Eine recht anstrengende Aktion! Ohne genug Getränke wären wir wohl auf der Strecke geblieben! Demzufolge sollte die Warnung im

DAV "Panorama" Nr. 4/2016, Seite 17

sehr ernst genommen werden. "...er gehört zu den schwierigsten in Südtirol und verlangt gehörige Armkraft und ausgezeichnete Fußtechnik für exponierte Querungen und überhängende Steilwände. Aus dem oberen Teil ist ein Rückzug äußerst schwierig... / ...in der steilen Wand gibt es kaum Schatten, die Stahlseile werden teils so aufgeheizt, dass man sie kam noch anfassen kann... / ...im Sommer 2015 musste die Bergrettung mehrmals wöchentlich ausrücken, um verspätete, total verausgabte und dehydrierte Bergsteiger aus der Wand zu bergen..."

Ein paar technische Daten zum Klettersteig:

Zustieg ab Parkplatz Seilbahn Unterstell in Naturns-Kompatsch bis zum Einstieg
ca. 30 min
den Parkplatz für den Shuttle zum Schloss Juval nach rechts, Richtung Schnalsbach queren und an diesem ins Tal hinauf gehen
den Klettergarten Juval praktisch durchschreiten bis zum Beginn der Ferrata
Einstieg: 555 m ü.M. / Ausstieg: 1.260 m ü.M.
(die Seilbrücke und der erste Abschnitt kann umgangen werden, wenn man über die alte Schnalser Straße aufsteigt)

unsere Kletterzeiten:
Einstieg bis Seilbrücke 15 min
Seilbrücke bis Ausstieg 2:45 Stunden (Pausen herausgerechnet)
vom Ausstieg bis zum Gasthaus Unterstell ca. 15 min

Der Klettersteig ist mit Plaketten, welche den jeweiligen Abschnitt angeben (siehe Foto 11-er Platte) ausgerüstet. Für den Fall, dass man den Notruf 118 wählen muss!

Informationen über die Tourist-Info Naturns www.naturns.it oder über die Seilbahn www.unterstell.it   

Hoachwool-Klettersteig