Murmele Klettersteig und Plimaschlucht
Um es vorwegzunehmen, nur wegen des Murmele Klettersteiges allein lohnt ein Aufstieg ins Martelltal nicht. Dazu ist das vertikale Vergnügen viel zu kurz. Aber, das Martelltal hat so viel zu bieten, eine Wanderung zur Martellerhütte oder um den Zufritt-Stausee, einen Gletscherlehrpfad, den Übergang nach Sulden über das Madritschjoch (auch für konditionsstarke Biker), Kaiserschmarrn und andere leckere Sachen an der Zufallhütte und eben den Erlebnisweg durch die Plimaschlucht im Talschluss.
Die Plimaschlucht hatten wir schon mehrfach besucht. Zu reizvoll ist das Ambiente auf über 2.000 m. Nun war es endlich an der Zeit auch den Klettersteig einmal zu begehen. Ab dem Parkplatz Hintermartell auf 2.076 m gelangt man über die Wege Nr. 151 und 103 auf kürzestem Weg zur Zufallhütte auf 2.264 m. Von hier folgt man dem Weg Nr. 151 in Richtung Madritschjoch. Keine 5 min nach der Hütte ist der Einstieg der Via Ferrata schon erreicht.
Der Murmele Klettersteig weist ein Kletterlänge von 130 m, bei einer Höhendifferenz von 70 m aus. Das Gestein ist sehr rau und griffig, bisweilen scharfkantig. Das Ganze teilt sich in drei Sektionen auf. Die erste Sektion ist mit Schwierigkeiten von A bis B angegeben, also sehr einfach und sollte auch für geübte Kinder kein Problem sein. Die zweite Sektion ist ebenfalls mit A bis B ausgelobt, nur mit dem Unterschied, dass sich hier schon etwas mehr Luft unterm Hintern befindet. Die dritte Sektion ist die schwierigste, mit B bis C ausgelobt und einer Stelle C+. Die C+ - Stelle ist wirklich nur ein kurzer Move um eine abdrängende Kante und mit beherztem Antritt und Zufassen auch kein wirkliches Problem. Die zweite Sektion würde ich für geübte Kinder auch als problemlos ansehen, bei der dritten wäre ich mir da nicht so sicher. Nach jeder Sektion ist ein Abstieg zur Zufallhütte auf schmalem, aber gutem Pfad möglich.
Für passionierte Klettersteiggeher ist das Vergnügen des Eisenweges jedenfalls viel zu schnell vorbei. Ohne Fotos zu machen, hätte ich wahrscheinlich 10 min für die Begehung benötigt. Dafür ist diese Ferrata zum Üben hervorragend geeignet und für Neulinge somit wärmstens zu empfehlen.
Wir wählten zum Auf- und Abstieg natürlich wieder den etwas weiteren, aber schöneren Weg durch die Plima-Schlucht. Eröffnet wurde dieser Weg erst 2017 und mit spektakulären Elementen versehen. Eine eiserne Kelle, über die man tiefer in die Schlucht steigt und das Tosen des Wassers mit immer noch ordentlichem Tiefblick wahrnehmen kann. Die Panoramasichel bietet beste Sicht auf die Klamm, ins Tal und auf die umliegenden Berge. Gleiches kann man von der Aussichtskanzel behaupten. Kurz vor der Zufallhütte folgt dann noch eine Hängebrücke. Auf und bei dieser kann man die tosenden Wassermassen bestens begutachten und wer nicht aufpasst, der kann auch etwas nass werden. Ob sich die vier eisernen Konstruktionen gut in die Landschaft einfügen, darüber darf man geteilter Meinung sein. Spektakulär sind sie allemal.
An der Zufallhütte, die eine hervorragende Einkehrmöglichkeit darstellt, befindet sich noch eine kleine Kapelle. Weiterhin wird eine Hüttenruine, etwas unterhalb, momentan (2022) ausgebaut. Nicht zu vergessen ist der Julius-Payer-Stadl, mit einer kleinen Dauerausstellung zum Leben und Wirken des großen Alpenerschließers. Von den Wegen 103 und 36 gibt es jeweils einen abzweigenden Pfad zu diesem idyllischen Ort.
Kartenmaterial:
Tabacco-Karte 045, Latsch/Laces, Martell/Val Martello, Schlanders/Silandro 1:25.000