Nowe Granice 2021 - Duathlon
Eigentlich ein Februar-Event, lockte der "VII Ultramaraton Zielonogórski Nowe Granice" die Ultraläufer und Radler 2021 aus bekannten Gründen im September auf den Kurs um Polens Weinstadt "Zielona Góra". Als Lauf standen 103, 56 und erstmalig 23 km zur Wahl, im Duathlon galt es 23 km zu laufen und 80 km auf dem Rad, bevorzugt Mountainbike, abzuspulen. Da mein Lauftraining 2021 eher bescheiden ausfiel, ich aber nicht auf eine meiner Lieblingsveranstaltungen verzichten wollte, war der Duathlon nun meine erste Wahl.
Der Vorteil des Septemberdatums lag auch darin, dass wir erstmalig unsere Sightseeingtour bei Tageslicht machen konnten. So entdeckten wir an vielen Orten der Innenstand kleine Skulpturen die nicht nur den Ruf Zielona Góras als Weinstadt widerspiegelten. Zu unserer Freude hatte auch das kleine Café "Bonno" die Corona-Wellen und Lockdowns überstanden und wir konnten traditionell den leckeren Kaffee und Kuchen dort wieder genießen.
Abends ging es dann beizeiten in die Kiste, da der Wecker bereits um 4.00 Uhr klingelte. Die erste Aktion des Tages war es, das Mountainbike und Sachen in der Wechselzone zu deponieren. Also Rad zusammengebaut, rauf aufs Auto damit und ab durch die Vororte. Punkt 5.00 Uhr stand das Gefährt vor Ort und nun ging es schnell zurück in unsere Unterkunft. Kerstin hatte mir ein kleines Frühstück vorbereitet. Schnell runter damit, mit einem Instant-Kaffee nachgespült, rein in die Laufschuhe und im Laufschritt zum Start des Rennens. 5:50 Uhr stand ich gut warmgelaufen im Startbereich und konnte erstmal ruhig durchatmen, bis Punkt 6:00 Uhr der Startschuss fiel.
Um die 80 km auf dem Bike hatte ich mir im Vorfeld wenig Gedanken gemacht. Hatte ich doch 2020 und 2021 deutlich mehr auf dem Rad gesessen als die Laufschuhe strapaziert. Die 23 km Laufstrecke zollte mir dagegen deutlich mehr Respekt ab. War ich doch nur zwei mal im Vorfeld überhaupt 21 km gelaufen. Somit hatte ich innerhalb des Duathlons auch gleich noch meinen längsten Lauf 2021 vor der Brust. Aber es ging zum Glück besser als gedacht. Mit etwas angezogener Handbremse konnte ich über die ganze Distanz ein gleichmäßiges und ruhiges Tempo durchziehen. Nur die letzten 3 km ließen mich das mangelnde Training spüren, ohne dass ich einbrach. Die Strecke war auch nicht einfach zu laufen. Anfangs durch die Stadt auf Asphalt, danach teils ruppige Singletrails und ein wenig geschotterte Waldwege, gefolgt von besten Sandpisten, Marke Ostseestrand. Trailrunning vom Feinsten also. Kurz vor der Wechselzone begrüßte mich Kerstin - mein läuferisches Leid hatte gleich ein Ende.
Der in meiner Gedankenwelt angenehmere Teil des Rennens erwies sich nach wenigen Metern auf dem Rad als gar nicht so angenehm. Das gefürchtete sumpfige Wegstück zeigte sich zum Glück weitgehend trocken, dafür krampften von der ersten Kurbelumdrehung an meine Waden gewaltig, so dass ich sogar einmal kurz absitzen musste. Zum Glück löste sich das Problem nach 20 min in Wohlgefallen auf - aber ich hatte Lehrgeld bezahlt, dass mich 3 Plätze kostete. Bevor ich wieder so ein Rennen bestreite, werde ich die Wechsel sicher üben!
Die Strecke wurde 2021 erstmalig durch einen Schlosspark geführt. Ein sehr schöner Park, mit toll restaurierten Gebäuden, aber auch mit Ruinen. Der interessante Name "Palace Unruhów" findet sich dazu auf "AllTrails". Angenehmer Nebeneffekt, eine ziemlich ruppiger Feldweg fiel damit aus dem Programm.
Kerstin steuerte, mit Ausnahme Stozne ebenfalls alle Verpflegungspunkte mit dem Auto an. Wichtig waren nicht nur die aufmunternden Worte, auch die Möglichkeit Ersatzteile für das Rad (Schläuche) oder Riegelnachschub zu fassen, waren damit gegeben. Zum Glück hielt das Rad die Strecke schadlos aus und auch die Verpflegungspunkte waren so gut ausgestattet, dass ich die eigenen Reserven im Auto nicht angreifen musste.
Insgesamt kann man die MTB-Strecke als anspruchsvoll betrachten. Von sandigem Terrain über schmale Wurzeltrails, modrige Abschnitte und letztendlich über Kopfsteinpflaster (wo ich mir ein Fully wünschte) war alles dabei. Wenn es bergauf ging, dann auch deftig und die Downhills ließen auch keine Zeit zum Verschnaufen. Auch hier zahlte ich Lehrgeld! Auf schmalen Pfaden durch wahre Brennnesselwälder crossend, sind kurze Hosen eher suboptimal. Insbesondere zwischen VP 2 und VP 3, technisch recht fordernd, waren meine Knie gut durchblutet...
Der Wettkampf erwies sich in Summe als eine der härteren meiner Unternehmungen, egal ob auf dem Rad oder laufend. Vor allem auf der Radstrecke kam man nicht zur Ruhe. Immer Vollgas, um zu überholen oder um sich gegen das Überholen zu wehren. Was war ich froh die Ziellinie überqueren zu können. Platz 13 von 21 Startern und dazu noch 4 Staffeln hinter mir gelassen, ließen mich zufrieden mein Zielbier genießen - - - nachdem ich wieder zu mir gekommen war ;-)
Ich denke, dieses Wettkampfformat wird auch in Zukunft mein Interesse wecken. Ein paar Sachen habe ich gelernt, die mich beim nächsten mal entspannter über den Parcours kommen lassen werden. Sicher, logistisch ist so etwas aufwändiger als ein Trailrun - aber es lohnt sich, vor allem wenn man Teil einer so gut organisierten Veranstaltung ist. Besten Dank an dieser Stelle auch an die Sportfreunde in Zielona Góra :-)