eine private Homepage zum Laufen, Bergsteigen und so manch anderen Outdoor-Aktivitäten

Weisskugel


Weißkugel
(Palla Bianca) 3.739 m Südtirol / Italien

Die Weißkugel, mit ihren 3.739 m ist nicht nur der zweithöchste Gipfel der Ötztaler Alpen nach der Wildspitze (3.768 m), sondern nimmt in der Gipfelhitliste Österreichs sogar den dritten Platz ein. Der Top 1, der Großglockner (3.798 m,) misst gerade einmal 59 m mehr! Aber das Schöne an der Weißkugel ist, dass man verhältnismäßig einsam an ihr unterwegs ist. Keine überfüllte Hütte, kein Stau an den Schlüsselstellen, hier macht die Hochtour noch richtig Spaß. Vor allem wenn man wie wir, wir das sind Franz Auer und Volker, bei allerbestem Wetter am Gipfelkreuz sitzen und uns an der Gipfelparade, von Zuckerhütl über Ortler und Bernina, bis hin zu Matterhorn und Montblanc gar nicht satt sehen können. Schon 2002 konnten wir aus dieser Höhe (Aldo, Maria, Volker) hinabschauen, nur war die Fernsicht bei Weitem nicht so ergiebig wie an diesem 24. Juli 2008. Aber der Reihe nach...

Als Stützpunkt für unsere Hochtour hatten wir uns wieder die Oberetteshütte auserkoren, eine Hütte die schon reichlich Anstrengung im Zustieg erfordert. Dafür wird man aber mit einer sehr netten Betreuung, einem super Essen und einem, für eine Berghütte geradezu luxuriösen Nachtlager verwöhnt. Die weichen Federbetten lassen die Impressionen des Aufstiegs durch das Matscher Tal im Traum noch einmal Revue passieren.
Der Wecker riss uns um 4:45 Uhr aus dem Tiefschlaf und nach einem einfachen Frühstück fanden wir uns 35 min später schon in der lausigen Kälte vor der Hüttentür wieder. Dick angezogen machten wir uns den 5b-Weg hinauf, die für die Sommermonate empfohlene Route zum Südgrat der Weißkugel, da der weitaus kürzere Weg über die Höllerscharte mangels Schnee zu gefährlich und wohl nur noch im Winter machbar ist. 2002 konnten wir ihn noch gehen - der Klimawandel geht mit großen Schritten voran! Mit weniger großen Schritten erreichten wir nach knapp 40 Minuten eine Scharte auf 3.000 m, die uns den Blick auf das Dreigestirn aus Ortler, Zebru und Königspitze im Süden und auf unseren Gipfel der Begierde im Nordosten freigab.

Der weitere Weg führt dann zwar weniger anstrengend zur Zunge des Matscher Ferners, auf ca. 2.700 m. Aber der Gedanke, die gerade mühsam erkämpften Höhenmeter wieder abzusteigen und die Schwitzkur noch einmal von vorn zu beginnen, ist nicht so erfreulich. Nach weiteren 20 Minuten waren wir jedenfalls so weit, uns mit Steigeisen und Pickel zu bewaffnen und den Aufstieg über den anfangs hart vereisten Gletscher zu beginnen. Nach der ersten großen Steilstufe hieß es dann auch am Seil zu gehen, da der Neuschnee der vergangenen Tage sich noch nicht gesetzt hatte und somit Spalten kaum sichtbar waren. Zudem waren wir die ersten Menschen seit Tagen in dieser blendend weißen Welt und mussten somit auch eine neue Spur legen. Das der Schweiß dabei in Strömen lief, wird wohl jeder verstehen. Besonders im Wandl, auf 3.500 m, im Bild rechts oben zu sehen, war Stehvermögen gefragt. Einen Blick hinüber nach Osten, zur Wildspitze, haben wir trotzdem riskiert. Nach dem Wandl geht es aber gottlob etwas weniger steil zur Sache und man kann bis zum Beginn des Gipfelgrates wieder normal Luft holen und Kraft schöpfen. Der Gipfelgrat ist dann eine kurze Kletterei, geschätzte 100 Klettermeter, mit sehr viel Tiefblick. Ist der Grat schneefrei, sicher solo kein Problem, bei der Schneeauflage die wir vorfanden war das Seil aber sehr beruhigend. ...und dann hatten wir Ihn, den eingangs beschriebenen Panoramablick. Eigentlich zum Heulen schön! Im Bild ein Blick ins Langtauferer Tal.  Dort steht die Weißkugelhütte, Stützpunkt für die Besteigung über den Nordgrat. Franz war auch restlos begeistert vom schönen Gipfelkreuz. Wie man so ein Teil wohl hier hoch geschleppt hat!? Hatten wir doch genau 5 Stunden zu tun, uns selbst hier hoch zu schleppen...

 

So schön die Aussicht auch war, die Kälte trieb uns dann aber wieder zurück ins Tal. Nach dem Abklettern des Gipfelgrates genossen wir noch einmal das Bild der herrlichen Wechte über der Westwand. Auch die ersten Seilschaften aus dem Schnalstal kamen jetzt dem Gipfel näher. Vom der Schöne-Aussicht-Hütte führt wohl der meist begangene Weg zum Südgrat der Weißkugel. Durch das Hintereisjoch auf 3.471 m kommend, mündet dieser Weg kurz unterhalb des Wandls in unsere Route. Durch den in gleißender Sonne immer weicher werdenden Schnee und durch die vielen versteckten Spalten war auch der Abstieg kein Zuckerschlecken. Vor allem unterhalb der 3.000 m - Marke war Spalten - Weitsprung angesagt. Aber dann, in sicherem Gelände, gab es die lange fällige Brotzeit, einen Willi und natürlich auch ein Bier. Da war es uns auch egal, dass wir gleich noch mal 300 m hinauf mussten, weil wir nach gleichem Abstieg und 1 Stunde später, auf der Terrasse der Oberetteshütte Kaffee, Cola und Bier (genau in dieser Reihenfolge) in den geschundenen Körper füllen konnten. Das gab die Kraft für den weiteren Abstieg zu den Gließhöfen auf 1.807 m, wo unser Auto für die Heimfahrt bereit stand!

Weißkugel

Blick über den Gipfelgrat auf die Aufstiegsroute

 

Für ihre Höhe ist die Weißkugel (noch) recht stark vergletschert. Sie liegt genau im Schnittpunkt des Schnals- und Weißkamms und ist somit Grenzgipfel zwischen Österreich und Italien. Auf Grund ihrer zentralen Lage bietet sie eine der umfassendsten Aussichten der gesamten Alpen. Die Erstbesteigung erfolgte 1861 über den Südgrat.
 

Die technischen Daten:

Zufahrt:
Über die  Brennerautobahn, Abfahrt Bozen-Süd über Meran ins Vinschgau, bis zum Abzweig  nach Matsch in Tartsch. Hier abbiegen und weiter nach Matsch und von dort weiter  bis zu den Gließhöfen. Dort befindet sich ein großer und kostenfreier Parkplatz.  Alternativ über den Reschenpass bis Tartsch und dann  wie beschrieben weiter.

Zustieg:
Ab den Gließhöfen auf 1.807  m anfangs mäßig, später sehr steil und anstrengend zur Oberetteshütte auf 2.670  m. Von dort auf Weg 5b zum Matscher Ferner auf 2.700 m, wobei eine Scharte auf  3.000 m überwunden werden muss. Diesen möglichst im weiten rechts führenden  Bogen bis zum Wandl auf 3.500 m. Dabei Abstand zu den Felsen wahren, denn mit  der Sonne kommt ein wahres Steinschlagfeuerwerk. Das Wandl auf dem besten sich  anbietenden Weg durchsteigen und dann nach NNW zum Gipfelgrat hinüberqueren. In  kurzer Kletterei zum Gipfel auf 3.739 m.

Charakter:
Ernste Hochtour mit erlesen schöner  Aussicht. Steinschlag- und Spaltengefahr! Eine III-er Kletterei sollte man schon  drauf haben.

unsere Zeiten:
Oberetteshütte - Gipfel = laut Führer 5 Std.  = unsere Zeit 5 Std.
Gipfel - Oberetteshütte = laut Führer 3 1/2 Std.  = unsere Zeit 4 1/4 Std., mit ausgiebiger Pause

Abstieg:
analog der Aufstiegsroute.

Karten /  Literatur:
Alpenvereinskarte 30/2 Ötztaler  Alpen - Weißkugel
Hochtouren Ostalpen, Edwin Schmitt / Wolfgang Pusch, 2. Auflage 2005, Bergverlag  Rother München, ISBN 3-7633-3010-0 

Ausrüstung: 
komplette  Hochtourenausrüstung (Seil, Pickel, Steigeisen...)

Weißkugel

Weißkugel aus Südosten, vom Gipfel der Grawand