Unterwegs in Vesturland - Teil I
Vesturland ist das Gebiet nördlich Reykjavík, bis zum Þingvallavatn im Osten und zur Halbinsel Snæfellsnes im Nordwesten.
Im farbig markierten Bereich, also auch auf der Halbinsel Reykjanes südlich Reykjavík waren wir unterwegs, (google-screenshot).
Fast unglaublich, was es im weiteren Umkreis von Islands Metropole Reykjavík so alles zu sehen und zu erleben gibt. Das wurde mir so richtig bewusst, als ich die Fotos für diesen Reisebericht aussuchte. Zuerst dachte ich, dass wird nur ein kurze Sache, nach der Sortierung und Aussortierung der Bilder stand fest, es werden zwei Geschichten draus gemacht... und ich denke, Niemand wird sich dabei langweilen :-)
Unsere Reise zum Ende April 2014 führte uns zuerst an Reykjavík vorbei, der Ringstraße im Uhrzeigersinn folgend, unter dem Walfjord (Hvalfjörður) hindurch, auf einer Brücke über den Borgarfjord (Borgarfjörður) hinüber, in das kleine Örtchen Bifröst. Bifröst, ca. 45 km nördlich Borgarnes gelegen, hatte 2014 sagenhafte 251 Einwohner! Hier, im Hotel Hraunsnef, fanden wir ein tolles Quartier und einen idealen Stützpunkt zur Erkundung der näheren und weiteren Umgebung. Der Fluss Norðura durchzieht das nach ihm benannte Tal mal mehr, mal weniger breit, mal mehr mal weniger mäandrierend und bietet unzähligen Wasservögeln eine nährreiche Bleibe, während an seinen Ufern Schafe, Rinder und natürlich Islandpferde sich auf saftigen Wiesen ihren Winterspeck anfressen können.
Auf dem Weg von Bifröst nach Borgarnes, immerhin 1.824 Menschen leben hier, erstreckt sich östlich eine Bergkette mit dem erkalteten Vulkan Skarðsheiði. Hier soll auch das Tor in die sagenhafte Welt der Trolle liegen.
Borgarnes, zu deutsch Felsenhalbinsel, ist Hafen, Verkehrsknotenpunkt, Handelsplatz und Zentrum zur Fischverarbeitung. Auch das "Landnahmezentrum", ein Museum zur Geschichte der Besiedlung Islands, ist hier zu finden.
Der lachsreiche Norðura mündet hier in den Borgarfjord, nachdem er sich 40 km zuvor mit dem Schauspiel des Glannifoss (Wasserfall) geschmückt hat. Am Glannifoss erstreckt sich auch ein weitläufiges Wandergebiet mit gut ausgebauten Wegen.
Am Nordrand von Bifröst finden sich die drei Grábrókkrater. Stóra-Grábrók, der kleine Litla-Grábrók und der Grábrókarfell. Alle drei lassen sich hervorragend umwandern, während man Ersteren über gute Wege, Treppen und Stege erklimmen und auf dem Kraterrand eine Runde drehen kann. Der Ausblick von hier oben ist phantastisch. Meine morgendliche Joggingrunde führte mich immer hier hinauf - die steife und kalte Brise hier oben vertrieb garantiert die letzte Müdigkeit.
Hraunsnef, unser Hotel, heißt auf deutsch Lavafeld, es steht also auf den Lavaflüssen und -auswürfen der Grábróks.
Das kleine Bifröst, man mag es kaum glauben, beherbergt eine Universität! Ökonomische, juristische und sozialwissenschaftliche Studiengänge laufen hier!
Ein Ausflug führte uns zum Krater Eldborg. Auf dem Weg zu dieser "Feuerburg" lohnt es sich hin und wieder einen kleinen Abstecher von der Hauptstraße zu machen. Ein sehenswerter Wasserfall findet sich immer, wie wir nur 10 km nordwestlich von Borgarnes feststellen konnten. Idylle pur, die Touristenbusse und Souvenirbuden á la Gullfoss vermisst man hier nicht wirklich! Im Lavafeld der Feuerburg, dem Eldborgarhraun befindet sich der Hof Snorrastaðir. Hier beginnt die Wanderung zum Eldborg, für die man gut 1 Stunde veranschlagen kann. Der Aufstieg zum Kraterrand ist ein wenig schweißtreibend, wird dafür natürlich mit einer schönen Aussicht belohnt! Weit im Westen sieht man den Gipfel des Snæfellsjökull im Osten wunderschöne Täler und Bergketten. Aber auch der Blick hinunter in den 50 m tiefen Krater ist schwer beeindruckend. Einziges Wermutströpfchen für uns, die 200 m Durchmesser des formschönen Kraters lassen sich leider nicht auf gesicherten Wegen umrunden.
Akranes, eine der größeren Städte Islands, mit 6.700 Einwohnern befindet sich auf einer Halbinsel an der großen Bucht Faxaflói. Östlich der Stadt steilt sich der markante Berg Akrafjall in den Himmel. Akranes bedeutet "Kornackerhalbinsel" und deutet darauf hin, das hier zu Beginn der Besiedlung Islands Getreide angebaut wurde. Später eher ein kleines Fischerdorf, entwickelte sich mit dem Bau von Hafenanlagen im Jahr 1929 Akranes zu einem der wichtigsten Fischereihäfen Islands. Aber auch der Sport ist hier zu Hause! "IA Akranes" sollte jedem Fußballfan hierzulande ein Begriff sein!
Akranes ist eine moderne, großzügig ausgelegte und sehr saubere Stadt. Einzig im Hafen trieb uns der, nennen wir es mal nett Geruch der Fischmehlverarbeitung, die Tränen in die Augen. Das große Freilichtmuseum ist auch sehr sehenswert! Eine Mineraliensammlung, ein Boots- und Fischereimuseum mit Islands ältesten erhaltenen Fischkutter erwarten die Besucher. Aber auch das winzige Schulgebäude aus dem Jahr 1903, das älteste Holzhaus von 1875, sowie das erste Haus aus Beton, gebaut 1876-82, sind zu besichtigen.
Besucher von Akranes werden von einem hohen qualmenden Schornstein begrüßt! Einzigartig in ganz Island. Dieser gehört zu einer Zementfabrik, welche aus dem Muschelsand der Bucht den Baustoff herstellt. Ansonsten kein Schornstein weit und breit. Heißes Wasser für Heizung und Gebrauch stammt aus Deildartunguhver, der größten Springquelle des Landes (180 Liter je Sekunde 100°C heißes Wasser) und wird über eine 60 km lange Leitung herangeführt. Der Tunnel unter dem Walfjord, stellt seit seiner Fertigstellung 1998 auch einen nicht unbedeutenden Faktor des Aufblühens der Stadt dar. Ist die nahe Hauptstadt doch jetzt schnell und sicher erreichbar. Für Pendler äußerst attraktiv!
Mit dem Blick über die Hafenmole von Akranes hin zur Halbinsel Reykjanes endet der erste Teil unseres Berichts über das Vesturland (Westland).