JUNUT - Jurasteig-Nonstop-Ultratrail 6. - 8. April 2018
Seit 2015 gehört der JUNUT zu unserem April-Standardprogramm. Drei Mal haben wir bereits über diesen grandiosen Ultratrail in der Oberpfalz berichtet. Drei Mal reicht eigentlich! Oder? Nein, denn dieses Mal war es etwas anders!
Anders? Das Wetter war wie immer perfekt, nicht zu warm, nicht wirklich zu kalt und vor allem trocken. Die Strecke, mittlerer Weile gut bekannt aber nicht wenig anspruchsvoll (239 km/7.500 hm oder 170 km/5.400 hm). Die Organisation schlicht und ergreifend ein weiteres Mal einfach perfekt. Drei Mal habe ich das Ziel hier planmäßig erreicht, 2015 und 2017 über die kurze, sowie 2016 über die lange Distanz. 2018 sollte es nun wieder die Langversion werden...
Die fränkischen Biere des Vorabends hatten keinen Schaden angerichtet. Auch der eine oder andere Hochmoorgeist in der netten Runde hatte meinen Magen scheinbar eher gut getan, als ihn zur Rebellion vor dem Start angeregt. So ging es unaufgeregt auf die Strecke, hinein in die herrlich wärmende Morgensonne. Es lief perfekt und mit Holger hatte ich bald einen angenehmen Begleiter. Trotz eines Boxenstopps im dichten Wald fanden wir uns auf dem Weg nach Riedenburg plötzlich an der Spitze des Feldes wieder und erreichten den dortigen ersten VP auch in dieser Position. Hier hatte Kerstin einen Job als Betreuer übernommen und schob Dienst bis in den Abend hinein. Gemeinsam mit drei weiteren Damen und zwei Herren machte ihr das auch großen Spaß.
Käsekuchen und Kaffee, meine Spezialverpflegung von Kerstin, waren schnell verspachtelt, bevor es flink wieder auf die Strecke ging. Das Naturwaldreservat der Klamm, die Burg Prunn und der Tatzelwurm in Form der Holzbrücke bei Essing waren bald passiert. Nach mehreren weiteren Kurzexkursionen ins Unterholz wurden wir dann auf dem Keltenwall endlich in der Führung abgelöst. Holger hatte leider kleinere muskuläre Probleme, welche uns etwas langsamer vorankommen ließen. Auch Martin überholte uns und ging, kaum war er vorbei, krachend stolpernd zu Boden. Wir dachten er steht nicht mehr auf, aber Martin hatte Nehmerqualitäten! Am Donaudurchbruch, hoch über dem Kloster Weltenburg, lächelte er mit uns gemeinsam schon wieder in die Kamera.
Bald darauf liefen wir schon am Ufer der Donau entlang, dem zweiten VP in Kelheim entgegen. Den Wasservorrat im Rucksack aufzufüllen und ein leckeres kühles Bier zu genießen waren die Pflichtmaßnahmen an dieser Stelle. Ein wenig ausgeruht und gut hydriert wurde mit voller Hopfenpower der längste Abschnitt des Rennens, der nach Matting, in Angriff genommen. 27,8 km können so laaaaang sein. Zum Glück führt der Jurasteig durch Bad Abbach und in einem Wirtshaus gönnten wir uns einfach ein gutes bleifreies Radler. Die Wirtin konnte zwar nicht so recht einordnen, was da für bekloppte Typen bei ihr am Tresen stehen, das störte uns aber herzlich wenig. Kurz vor 20.00 Uhr erreichen wir Matting. Kerstin begrüßte uns hier und munterte uns auch ein wenig auf. 78,5 km hinterlassen doch schon Spuren. Eine reichliche Stunde später setzten wir im Boot der Feuerwehr über die Donau und spürten schon den eisig kalten Atem der beginnenden Nacht.
Gemeinsam mit den Chemnitzern Ute und Thomas machten wir uns auf den Weg nach Schönhofen. Auf halbem Weg verliefen wir uns und irrten sicher 20 Minuten im Wald umher, bis der rechte Pfad wieder erreicht war. Ich war mir sicher, mich an selber Stelle auch schon in den Vorjahren verlaufen zu haben. So doof kann man doch gar nicht sein.... Über den interessanten "Alpinen Grat" ging es schon bald dem Naturfreundehaus, dem nächsten VP entgegen. In der warmen Stube dort hätten wir es gern noch eine Weile aushalten können. Aber nein! Wieder raus ins Dunkel und in die Kälte. Nach knapp 100 km, wir suchten gerade auf dem Navi nach dem richtigen Weg, plötzlich schnelle Schritte hinter uns. Tobias Krumm, der spätere Gesamtsieger und neue Streckenrekordler auf der Langdistanz, rauschte an uns vorbei, und wies uns dabei noch freundlich den Weg. Hallo Ballo! Bald darauf saßen wir in der Gaststube der Klosterwirtschaft von Pielenhofen. Nach einem warmen Süppchen fragte ich den Wirt, ob ich mich im Nebenraum ein wenig hinlegen kann. Kein Problem! Ute, Thomas und Holger zogen weiter, ich zog auf eine harte Bank und war schon bald nicht mehr der einzige Schläfer in diesem Raum. Schlafen war das nicht wirklich, aber die Ruhe tat enorm gut. Eine Stunde später stand ich mit neuen Kräften vor der Tür und ging sofort in den Laufschritt über, um der lausigen Kälte entgegenzuwirken. Ich kam gut voran, konnte einige Läufer überholen und war schneller als gedacht in Dallackenried, dem nächsten zum VP umfunktionierten Feuerwehrgerätehaus. Meine drei Begleiter waren zu meinem großen Erstaunen auch eben erst hier eingetroffen. Ohne lange zu verweilen, war ich wieder auf der Strecke, die drei würden mich in wenigen Kilometern wieder einholen. Die Kälte in den frühen Morgenstunden wurde immer heftiger. -4 °C sollen es gewesen sein, wie wir später erfahren. Ein traumhafter Sonnenaufgang entschädigte für diese Qual aber angemessen und ab Rohrbach waren wir wieder zu viert unterwegs.
Nicht endend wollend schlängelte sich der Weg über weite Felder und Wälder. War dann endlich Schmidmühlen erreicht, durfte noch der ganze langegezogene Ort durchquert werden, bevor im dortigen Sportheim, nach 138,5 km, die opulente Verpflegung des SV Schmidmühlen auf uns wartete. Umziehen und eine Katzenwäsche waren vor dem Gang ans Bufett natürlich angesagt. Mit frisch aufgefüllter Verpflegung aus dem hier stationierten Dropbag schickte uns Kerstin bald wieder auf die Strecke. Aber es lief trotz gefülltem Magen nicht gut. Eher im Speedhiking-Stil denn laufend bewegten wir uns vorwärts. Selbst Bergabpassagen bereiteten uns ordentlich Mühe und auch die Schmerzen in der festgelaufenen Muskulatur quälten. Nach gefühlten Ewigkeiten saßen wir endlich im Sportheim Hohenburg. Der Kartoffelbrei schmeckte wie alle Jahre phantastisch. Ich legte mich eine halbe Stunde in die Sonne, in der Hoffnung die Ruhe brächte wieder die Kraft zurück. Holger, der keine Lust hatte alleine zu laufen, wartete derweil so lange. Das Nickerchen brachte keine neue Kraft, dafür die Erkenntnis, dass ich das Rennen in Kastl nach 170 km beenden werde. Holger wollte nur noch finishen, er hatte eh für die 170 km - Version gemeldet. Für mich sollte mein Renn-Ende in Kastl aber einen bitteren Geschmack haben. Etwas missmutig machten wir uns beide somit auf die letzten 19 km.
Selbst Speedhiking war das nun nicht mehr! Fast geschlagene 4 Stunden brauchten wir für dieses Stück Weg und die darin enthaltenen 592 hm waren keine Entschuldigung. Irgendwann liefen Ute und Thomas an uns vorbei und kurz vor Kastl lief Adrian auf uns auf. Ihm ging es in Schmidmühlen richtig mies, so dass er 1,5 Std. dort verbrachte. Nun war er aber wieder top in Schuss und er war damit auch auf dem Weg zu einem dritten Platz in der Gesamtwertung der Langstrecke. Beim Gespräch mit ihm verliefen wir uns gleich noch ordentlich, so dass ein Umweg durch dichtes Gebüsch in sehr steilem Gelände außer Kraft auch Nerven kostete.
Endlich erreichten wir Kastl. Nur noch wenige 100 m trennten uns vom Ziel. Froh waren wir beide, dass die Schinderei endlich ein Ende hatte. Bei mir mischte sich dazu eine ordentliche innere Zerrissenheit, weil dieses Ziel eben nicht mein Ziel war. Versagt!? 69 km weiter hätte ich finishen wollen! Zeit hätte ich noch genug gehabt, nur in meinem Zustand die Strecke zu absolvieren hätte mir einen negativen Spaßfaktor beschert. Somit letztendlich die Feststellung für mich, dass ein Scheitern nur eine Station auf dem Weg zum Erfolg ist und ich 2019 an gleicher Stelle stärker zurück sein werde!
Nach unruhiger Nacht, mit Ganzkörper-Aua und wenig Schlaf schauten wir uns am Sonntag im Ziel in Dietfurt ein wenig um und begrüßten die ankommenden Finisher der 239 km-Distanz. Auch eine Auflockerungsrunde um Dietfurt wurde gewandert, bevor am Nachmittag die Siegerehrung anstand. Anschließend gab es noch ein wenig im Zielbereich aufzuräumen, bevor der Abend bei Bier und Pizza noch einmal ziemlich lang wurde.
von links die Siegerinnen der 239-km-Strecke:
1. Nicole Kresse / 40:38 Std.
2. Babett Jasbinscheck / 44:20 Std.
3. Ute Herfurt / 50:11 Std.
auf der 170 km-Strecke siegten:
1. Kathrin Schichtl / 22:44 Std.
2. Stefanie Saul / 33:05 Std.
3. Tanja Höschele / 35:21 Std.
von links die Sieger der 239 km-Strecke:
3. Adrian Rewig / 39:21 Std.
2. Stephan Neumaier-Burkhardt / 36:36 Std.
1. Tobias Krumm / 29:34 Std.
auf der 170 km-Strecke siegten:
1. Stephan Peters / 21:29 Std.
2. Georg Kunzfeld / 22:24 Std.
3. Jörg Burgstahler / 24:24 Std.
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20. Volker Roßberg / 32:34 Std.
Bleibt uns nur noch Danke zu sagen, an die Veranstalter Gerhard und Margot Börner und an ihr nettes, umsichtiges und tolles Helferteam. Wir kommen gern wieder... (alle Infos unter www.junut.de)
Und ein Extra-Dankeschön sende ich noch an Holger! Gut 155 km hatten wir gemeinsam Freud und Leid geteilt. Das muss man erst mal mit mir aushalten....