Arnsteiner Turm, Bielatal, Sächsische Schweiz
1.135 Klettergipfel bietet die Sächsische Schweiz dem Vertikalartisten zur Begehung an. Von einfacher Kletterei im I. Sachsengrad bis hin zur XIIb, was in meinen Augen der Durchsteigung der raufasertapezierten Decke einer Dachgeschosswohnung entspricht. Mit meinen eher bescheidenen Fähigkeiten habe ich Wege von I bis VIIIa gemeistert und dabei bisher auf 306 Gipfeln gesessen. Über 20 Jahre hat es gedauert diese Quote, von knapp 27% zu erreichen. Das erfüllt mich immer wieder mit Stolz und ich denke sehr gern an die Bergfahrten mit meinen häufigsten Seilgefährten, die da Aldo Bergmann, Tochter Maria und Junior Paul heißen, zurück.
Es mag nun schon zwei Jahre her sein, dass ich mit einem kletternden Trailrunning-Sportsfreund über den Arnsteiner Turm ins Gespräch kam. Dessen „Alter Weg“ war über die Jahre hinweg immer irgendwie ein Objekt der Kletterbegierde, nur sobald meine Seilgefährten und ich davor standen, verschwanden die Herzen ganz schnell in der Hose. Eine luftige, abdrängende und ungesicherte Querung zum ersten und einzigen Ring, sowie die darauf folgende überhängende Handrisskletterei zum Gipfel ließen uns immer wieder ganz schnell, ganz schnell weiter gehen. Nicht zuletzt die mehr oder weniger entmutigenden Kommentare zum Weg auf der bekannten Online-Plattform Teufelsturm.de, befeuerten unser Schissertum zusätzlich. Von „Faxen am Ring“ und dem „gar schröcklichem“ Riss kann hier nachgelesen werden. Dabei ist der Arnsteiner Turm, der sich im Bielatal befindet, eine recht markante Erscheinung und von der Bergseite gesehen eine äußerst imposant aufragende Nadel. Nicht ganz so bekannt und berühmt wie die Herkulessäulen oder der Spannagelturm, aber eben nur mit etwas mehr Mühe zu ersteigen. Mit Michael Hempel, dem kletternden Trailrunning-Sportsfreund, verabredete ich mich nun zum 20. November 2020 an besagtem Turm. Schwierigkeiten im Grad VIIa, womit unser Weg ausgepreist ist, stellen für ihn kein Hindernis dar und so war ich mir im Vorfeld sicher, als Seilzweiter zufrieden auf dem Gipfel Platz nehmen zu können. Leider endete das angenehm warme Spätherbstwetter genau an unserem Klettertag, dafür zeigte uns der Winter schon mal ganz sacht, dass er im Anmarsch ist. Zum Glück war es wenigstens trocken, als wir uns den kurzen Weg vom Parkplatz zum Turm hinaufbegaben. Hier hielten wir uns auch nicht lange auf bis Michael in die Wand stieg. Souverän und sicher erreichte er den Ring und auch der „gar schröckliche“ Riss wurde gut mit Schlingen gesichert und locker bezwungen. Kurz darauf war auch ich unterwegs. Bis zum Ring ging es etwas wackelig, nicht so flink wie beim Michael, aber eher problemlos. Vom Ring wegzukommen war dann aber doch für mich eine härtere Nummer. Was „Faxen am Ring“ sind, dass weiß ich jetzt jedenfalls. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten für mich diese Stelle zu überwinden. "Im Nachstieg ist alles III", mit der Geschichte braucht mir jedenfalls keiner mehr kommen! Nassgeschwitzt, dafür mit eiskalten Händen, stand ich dann aber doch in leichterem Gelände und konnte den restlichen Weg zu „meinem Wunschgipfel“, meiner Nr. 307, genießen. Ein wenig Sonnenschein lud uns sogar noch zum längeren Verweilen dort oben ein, bevor wir uns zu wohlverdientem Gipfelschnaps und –bier abseilten. An dieser Stelle nochmals Dank an Michael für die Tour und vor allem die Geduld mit mir.
Anschließend ging es noch über die Talkante auf den Harmoniekopf, siehe harmonisches Gipfelfoto, bevor uns Schneeregen und kalter Wind aus dem Bielatal vertrieben. Trotz alledem ein toller Tag im Gebirge, der erstens nach Wiederholung schreit und zweitens ein wenig mehr Übung von mir einfordert, was ich auch beherzigen werde….